
17 Feb. PNE AG Score 03/2023
Corporate-Governance-Score
Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:
a) Statuten
Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Mana-gement nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann.
Als klassische Aktiengesellschaft mit dualistischem Führungssystem, Notierung im SDAX und nur einer Aktiengattung erfüllt PNE alle satzungsbedingten Kriterien. Kritisch wird hingegen das Agieren vom Großaktionär MSIP gesehen, u.a. dessen Austausch des Aufsichtsrats mit ihm wohlgesottenen Mitgliedern.
b) Vorstand
Fachlichkeit. Der Vorstand ist mit nur zwei Mitgliedern für ein SDAX-Unternehmen in Milliardengröße sehr dünn besetzt. Aufgrund der operativ exzellenten Unternehmensentwicklung kann dies jedoch nur zu Lob und Anerkennung für Markus Lesser und Jörg Klowat gereichen. Solange die beiden das Unternehmen in der Art erfolgreich ausschließlich zu zweit führen können, spricht nichts dagegen. Mit zunehmender Größe sollte der Sprung zu einer ausgeprägteren Verantwortungsaufteilung jedoch nicht gemisst werden. Weiter positiv anzuführen sind die für ein Projektierungs- und Dienstleistungsunternehmen niedrigen sonstigen betrieblichen Aufwendungen.
Unabhängigkeit. Trotz der Dominanz des Großaktionärs MSIP scheint der Vorstand unbeirrt an seinem für das Unternehmen am besten erscheinenden Weg festzuhalten. Auf der Hauptversammlung 2022 hatten die Verlautbarungen des Vorstands zum Kapitalbedarf sogar ein gewisses Aufgebären gegen den Großaktionär gezeigt, was selten vorkommt und sehr lobenswert ist. Ebenfalls sehr positiv ist das Sträuben gegen eine virtuelle HV.
Angemessenheit. Die Berichterstattung und Kommunikation des Vorstands ist seit Jahren auf einem exzellenten Niveau. So werden im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern beispielsweise auch die um die Investitionen in den Eigenbestand bereinigten Ergebnisse aus Transparenzgründen und zur besseren Bewertung der eigentlichen Ertragskraft ausgewiesen. Auch die Kapitalallokation der letzte Jahre – Fokus Reinvestition – geht voll auf. Das Testat des Abschlussprüfers ist seit Antritt von Markus Lesser als CEO stets uneingeschränkt.
c) Aufsichtsrat
Fachlichkeit. Die notwendige Expertise im Aufsichtsrat ist vorhanden. Die Anzahl von sieben Aufsichtsratsmitgliedern ist jedoch zu hoch. Die Erweiterung war 2022 vom Großaktionär MSIP initiiert wurden. Durch den damit verbundenen Austausch des Aufsichtsrats wurde unter anderem auch Florian Schuhbauer, Partner des zweitgrößten Aktionärs AOC, aus dem Aufsichtsrat geschasst.
Unabhängigkeit. Durch die drei direkten MSIP-Vertreter plus die letztes Jahr vom Großaktionär vorgeschlagene Roberta Benedetti ist der Aufsichtsrat überwiegend abhängig. Auch bei Deloitte als Abschlussprüfer gibt es mit Blick auf die Abhängigkeit aufgrund der Prüfungsdauer von über 10 Jahren einen Punkt Abzug.
Die Unabhängigkeit des Abschlussprüfer kann aufgrund der fehlenden Honorar-Angaben nicht gesichert bewertet werden.
Angemessenheit. Der Aufsichtsratsbericht ist aussagekräftig. Bei den Vergütungssystemen zeigen sich jedoch Mängel – beim Vorstand u.a. der Bemessungszeitraum und beim Aufsichtsrat die Sitzungsgelder.
d) Fazit