
01 Apr. INDUS Holding AG Score 07/2023
Corporate-Governance-Score
Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:
a) Statuten
Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Management nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann.
Als klassische AG mit einem dualistischen Führungssystem, nur einer Aktiengattung, einer Notierung im SDAX sowie keinen Sonderrechten für – oder Auffälligkeiten von – Großaktionären erfüllt die INDUS Holding AG (INDUS) alle Kriterien.
b) Vorstand
Fachlichkeit. Der Vorstand ist mit CEO Dr. Johannes Schmidt (Segment Materials), CFO Rudolf Weichert, COO Axel Meyer (Segment Engineering) und COO Dr. Großmann (Segment Infrastructure) kompetent und stimmig besetzt, die Verantwortlichkeiten sind klar verteilt.
Der Kostenapparat fällt mit allein 57,9 Mio. Euro Verwaltungskosten sehr üppig aus, darunter Rechts- und Beratungskosten von 19,7 Mio. Euro. Der gesamte sonstige betriebliche Aufwand liegt sogar bei 233,5 Mio. Euro. Sowohl in der Gesamtschau als auch recht gleich auf die einzelnen Kostenpositionen verteilt, zeigt sich in Relation zum Umsatz ein deutlich überproportionaler Anstieg. Dies gilt es kritisch zu hinterfragen.
Unabhängigkeit. Es sind keine Abhängigkeiten der einzelnen Vorstandsmitglieder zu den Großaktionären Versicherungskammer Bayern (14,7 %), H. J. Selzer ET AL. (5,7 %), Protector Forsikring (5,4 %) erkennbar. Auch bestehen keine Rechtsverfahren gegen die Mitglieder des Vorstands.
Angemessenheit. Die Berichterstattung des Vorstands ist von einer hohen Transparenz gekennzeichnet. Bei der Dividende werden über 50 % des Konzerngewinns ausgeschüttet und die Aktionäre angemessen an dem Erfolg der Gesellschaft beteiligt. Das Testat des Abschlussprüfers wurde uneingeschränkt erteilt.
c) Aufsichtsrat
Fachlichkeit. Der Aufsichtsrat ist auf der sechsköpfigen Anteilseignerseite kompetent und stimmig besetzt. Die Kompetenzprofile ergänzen sich gut und decken das für eine effiziente Aufsicht und Kontrolle eines börsennotierten Unternehmens erforderliche Gesamtkompetenzprofil gut ab. Aufgrund Ämterüberhäufungen bei Barbara Schick und Dr. Isabell Welpe ist die zeitliche Verfügbarkeit jedoch fraglich. Hinzukommt bei Dr. Dorothee Becker mit 63 % eine geringe Teilnahmequote an den Sitzungen des Aufsichtsrats.
Unabhängigkeit. Ausschließlich in Persona Barbara Schick (Versicherungskammer Bayern) lässt sich eine Abhängigkeit erkennen, was fallbezogen eine quotal angemessene Vertretung für die Versicherungskammer Bayern darstellt. Ein partikulär gesteuertes Handeln lässt sich nicht erkennen.
PwC hat 2022 das erste Jahr die Berichte von INDUS geprüft. Zwar stieg das Gesamthonorar deutlich von 611 auf 919 TEUR an, dafür wurden aber zumindest keine Nicht-Prüfungsleistungen mehr erbracht. Es sprechen folglich keine Faktoren für eine eingeschränkte Unabhängigkeit des Abschlussprüfers.
Angemessenheit. Der Bericht des Aufsichtsrats ist ausführlich und aussagekräftig, die Vergütungssysteme von Vorstand und Aufsichtsrat in der Gesamtschaut stimmig konzipiert. Beim Vorstand ist sowohl das Verhältnis von festen sowie kurz- und langfristigen variablen Bestandteilen angemessen, auch die finanziellen und nicht finanziellen Ziele scheinen geeignet den Vorstand angemessen zu inzentiveren.
Die für den Aufsichtsrat als reine Fixvergütung ausgestaltete Vergütung ist ebenfalls stimmig. Kritisch erscheinen lediglich die Sitzungsgelder, die Gesamtvergütung ist aufgrund der eher moderaten Grundvergütung jedoch akzeptabel.
d) Fazit
Zu den SdK-Abstimmungsverhalten