
27 Jan. TeamViewer SE Score 03/2023
Corporate-Governance-Score
Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:
a) Statuten
Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Mana-gement nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann. Als Tec- und MDAX-Unternehmen mit nur einer Aktiengattung sowie keinen Sonderrechten für einzelne Aktionäre erfüllt TeamViewer die meisten Kriterien.
Lediglich für die Abkehr von der klassischen AG als Rechtform gibt
es einen Punkt Abzug. Bei der Rechtsform einer SE ist das Miss-brauchspotenzial deutlich höher, beispielsweise durch die gegebenen Wahlmöglichkeiten bei Firmensitz und Führungssystem. Mit Blick auf Permira werden die regelmäßigen Aktienabverkäufe kritisch gesehen, jedoch agiert der Großaktionär hierbei in seiner freien Rolle als Aktionär; eine vorsätzlich kursschädigende Verhaltensweise ist nicht erkennbar.
b) Vorstand
Fachlichkeit. Alle Vorstände weisen ein überzeugendes Kompe-tenzprofil auf. Steil und Wilkens kommen eher von der Kapitalseite, Turner und Dent komplementieren mit Technologiewissen. Überzeu-gend ist auch die schlanke Zusammensetzung. Die bis Mitte 2023 noch als zwei Vorstandsressorts firmierenden Rollen CPO und CTO wurden mit Mei Dent in der Rolle als CPTO vereint.
Die Verwaltungskosten stiegen mit 3,8 % deutlich unterproportional zum Umsatz mit 12,9 % an. Wünschenswert wäre eine noch detailliertere Aufschlüsselung, insbesondere ein Ausweis der Rechts- und Beratungskosten.
Unabhängigkeit. Lediglich Oliver Steil hat als ehemaliger Partner von Permira nähere Verbindungen zum Großaktionär. Seine Tätigkeit dort ist mittlerweile aber auch schon fünf Jahre her. In diesen fünf Jahren als CEO von TeamViewer sind keine Vorfälle bekannt, in denen Steil sich ausschließlich für die Interessen von Permira eingesetzt hat.
Angemessenheit. Die Unternehmensführung und Berichterstattung
ist bei TeamViewer stets von hoher Transparenz gekennzeichnet. Das Testat des Abschlussprüfers weist einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk auf. Mit Blick auf die Kapitalallokation muss das Spon-soring von Manchester United kritisch ins Feld geführt werden. Im März 2021 ging der Vorstand sowohl mit Manchester United als auch dem F1-Team von Mercedes Benz-AMG voluminöse Sponsoringverträge ein. Neben den ausufernden Kosten fehlt besonders bei Manchester United weitgehend der Firmenkunden-bezug. Positiv ist, dass der Vorstand den Fehler eingesehen und eine Regelung gefunden hat, das Spon-soring frühzeitig (2024) zu beenden. Der neue Fokus auf wertstiftende Aktienrückkäufe ist positiv. Wenn das Kapitel Trickotsponsoring abgeschlossen ist, kann der Minuspunkt aufgehoben werden.
c) Aufsichtsrat
Fachlichkeit. Der siebenköpfige Aufsichtsrat von TeamViewer ist mit hochkarätigen Kandidaten besetzt. Geprägt von Permira überwiegt
die Finanz- und Kapitalmarktexpertise. Für eine noch bessere Zusam-mensetzung wäre ein Kandidat vom Fach (Softwareentwicklung) wünschenswert. Eingeschränkt ist zudem die zeitliche Verfügbarkeit. Bei drei der sieben Aufsichtsräte liegt eine Ämterüberhäufung vor.
Unabhängigkeit. Auch die Unabhängigkeit ist eingeschränkt. Drei der sieben Mitglieder sind direkt oder indirekt dem Umfeld des Großaktio-närs zuzuordnen. In Anbetracht eines Anteilsbesitzes von gerade noch 14 % ist das deutlich zu viel. Zwar hat einhergehend mit der letzten Reduktion einer der Permira-Partner bereits sein Amt niedergelegt – um die Aktionärsstruktur angemessen widerzuspiegeln sind jedoch weitere Wechsel von Nöten. Keine Bedenken gibt es beim Abschluss-prüfer PwC, welcher erst seit 2022 die Berichte prüft und Nicht-Prüfungsleistungen im vernachlässigbar geringen Umfang erbringt.
Angemessenheit. Wie beim Vorstand ist auch die Arbeit des Aufsichtsrats von einem hohen Maß an Transparenz gekennzeichnet. Auch die Vergütungssysteme sind ohne größere Mängel konzipiert. Beim Vorstand liegt der Schwerpunkt auf einer mehrjährigen variablen Vergütung, der Aufsichtsrat erhält hingegen eine reine Festvergütung, die gemessen an der Größe von TeamViewer angemessen ist.
d) Fazit
Zu den SdK-Abstimmungsverhalten