PATRIZIA Score 03/2024

Corporate-Governance-Score


Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:

a) Statuten


Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Mana-gement nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann.

Mit einer Notierung im SDAX, nur einer Aktiengattung sowie keinen Sonderrechten für einzelne Aktionäre erfüllt PATRIZIA die meisten Kriterien. Zwei Punkte Abzug gibt es für die Rechtsform der SE und das damit verbundene monistische Führungssystem.

b) Geschäftsführende Direktoren


Fachlichkeit.
Die geschäftsführenden Direktoren wurden jüngst einmal komplett neu zusammengewürfelt. Neuer CEO ist Dr. Asoka Wöhrmann. Als ehemaliger Leiter der Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank und Ex-CEO der DWS spielt Dr. Wöhrmann fachlich in der Champions League. Auf der anderen Seite ist der neue CEO bei der DWS im Zuge des Greenwashing-Skandals unter die Räder gekommen, was letztlich auch zu seiner Kündigung geführt hat. Konkrete persönliche Verfehlungen sind aber nur schwer handfest auszumachen.

Die Verwaltungskosten haben die geschäftsführenden Direktoren augenscheinlich im Griff, im Jahr 2023 konnten die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 10,8 % auf 88,8 Mio. Euro gesenkt werden, die Beratungskosten konnten bei 25,9 Mio. Euro konstant gehalten werden.

Unabhängigkeit. Wolfgang Egger vertritt als Gründer und Großaktionär selbstverständlich seine eigenen Aktien, dies stellt – ebenso wie bei Dr. Wöhrmann, welcher ebenfalls seit Antritt eine große Stückzahl an Aktien erworben hat – einen Interessensgleichlauf mit den freien Aktionären dar. Es zeigt sich auch im konkreten Handeln des Management kein partikulär gesteuertes Agieren.

Angemessenheit. Die Berichterstattung und Kommunikation des Vorstands ist seit Jahren auf einem guten Niveau. Positiv hervorzuheben ist zudem die sehr ausgeprägte Arbeit des IR-Teams. Auch die Kapitalallokation ist exzellent. 2018 wurde wieder mit Dividendenzahlungen begonnen und seitdem die Dividende jedes Jahr erhöht. Klares Ziel ist es, ein Dividendenaristokrat zu werden. Ferner werden ergänzend voluminöse Aktienrückkäufe getätigt. Aktuell hält der Konzern 7,4 % der eigenen Aktien im Bestand. Die Verwendung soll sowohl im Rahmen von Kaufpreiszahlungen bei Übernahmen als auch zur Einziehung verwendet werden.

c) Verwaltungsrat


Fachlichkeit.
Die notwendige Expertise im Verwaltungsrat ist vorhanden. Die Mitglieder bringen eine gute Mischung aus Erfahrungen in den Bereichen Asset Management sowie Technologie mit sich. Die Größe scheint für ein SDAX-Unternehmen wie PATRIZIA stimmig und es gibt keinen einzigen Fall von Overboarding.

Unabhängigkeit. Trotz eines Anteilsbesitzes von 52,6 % ist neben Wolfgang Egger keine weitere nahestehende Person Teil des Verwaltungsrats. Auch sonst sind keine Indizien ersichtlich, dass der Verwaltungsrat partikulär gesteuert agiert.

Abschlussprüfer BDO prüft erst seit 2023 die Berichte der Gesellschaft. Neben den Prüfungsleistungen werden keine weitere die Unabhängigkeit einschränkenden Beratungsleistungen erbracht.

Angemessenheit. Die Corporate Governance wurde zuletzt deutlich verbessert. Der langjährige Abschlussprüfer wurde ausgetauscht und das Vergütungssystem für den Verwaltungsrat angemessen angepasst – nur das für die geschäftsführenden Direktoren weist noch Mängel auf. Die Change-of-control-Klauseln ist ein klares Knock-out-Kriterium.

d) Fazit

 

 

 

 

 

 

 

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AV

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