clearvise AG Score 04/2024

Corporate-Governance-Score


Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:

a) Statuten


In der Kategorie Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und auf die Vorstand und Aufsichtsrat nicht oder nur im geringen Umfang mittels HV-Beschluss eine Veränderung bewirken können.

Als klassische AG mit dualistischen Führungssystem, nur einer Aktiengattung und keinen Sonderrechten für einzelne Aktionäre erfüllt die clearvise AG die meisten Kriterien. Punkte Abzug gibt es für die Notierung im Freiverkehr sowie das fragwürdige Agieren von Samwer und EQT im Zusammenhang mit dem geplatzten Portfoliodeal 2023.

b) Vorstand


Fachlichkeit.
Die berufliche Erfahrung und Expertise beider Vorstände ist überzeugend. Beide weisen viele Jahre Branchenerfahrung auf, Leue-Bahns viele Jahre auf Geschäftsführerebene. Die Anzahl von zwei Vorständen scheint für ein Unternehmen in der Größe von clearvise stimmig. Beratungsaufwendungen für Managementdienstleistungen gibt es kaum.

Unabhängigkeit. Es sind keine Faktoren bekannt, welche die formale Unabhängigkeit der Vorstände einschränken. Beide Vorstände sind aus ihrer Vergangenheit eng mit Abo Wind verbunden, haben dort aber keine offiziellen Mandate mehr inne. Widersprüchlich scheint die 180-Grad-Kehrtwernde in Sachen Kommunikation und Transparenz seit Übernahme durch EQT. Von den „Bürgerwindaktie“-Versprechen aus der letzten HV scheint nichts mehr übrig zu sein.

Angemessenheit. Mittlerweile wird nur noch auf Sparflamme kommuniziert, die IR-Aktivitäten wurden gefühlt eingestampft. Von den einstigen Vorbereitungen auf ein Uplisting ist nichts mehr zu hören. Die Kapitallokation ist grundsätzlich jedoch stimmig, das Testat des Abschlussprüfers uneingeschränkt.

c) Aufsichtsrat


Fachlichkeit.
Der Aufsichtsrat ist mit drei Rechtsanwälten sehr juralastig besetzt. Lediglich AR-Mitglied Oliver Kirfel ist unter den Rechtsanwälten rein auf den Bereich der Erneuerbaren Energien fokussiert. Es wird angeregt, den Aufsichtsrat mit noch mehr Branchenexpertise zu besetzen, beispielsweise Experten aus dem Bereich Projektierung – den operativ wichtigsten Partnern von clearvise. Einen weiteren Punkt Abzug gibt es für eine überhäufte Anzahl von Mandaten, beispielsweise beim Vorsitzenden Martin Rey.

Unabhängigkeit. Die Rolle vom Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Rey, welcher zugleich als Advisor bei EQT fungiert, ist angesichts der Geschehnisse in 2023 rund um den gescheiterten Portfoliodeal kritisch zu hinterfragen. Es besteht ein Aufklärungsbedürfnis.

Mit Blick auf den Abschlussprüfer sind keine Umstände bekannt, die für eine eingeschränkte Unabhängigkeit sprechen.

Angemessenheit. In Sachen Transparenz gibt es einen Punkt Abzug, da die Mandate der Organmitglieder nicht oder teilweise sogar fälschlich ausgewiesen werden. Die Vergütungssysteme erscheinen hingegen sowohl von der Struktur als auch nominalen Höhe angemessen.

d) Fazit

 

 

 

 

 

 

Zu den SdK-Abstimmungsverhalten

AV