Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA Score 04/2024

Corporate-Governance-Score


Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:

a) Statuten

Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Mana-gement nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann.

Als SDAX-Unternehmen mit einem dualistischen Führungssystem, nur einer Aktiengattung sowie keinen Sonderrechten für einzelne Aktionäre erfüllt der BVB die meisten Kriterien.

Einen Punkt Abzug gibt es für die Rechtsform der KGaA, bei der die Anteilseigner zu Kommanditaktionären und damit Aktionären zweiter Klasse deklassiert sind.

b) Vorstand

Fachlichkeit. Die drei Geschäftsführer punkten durch gute Kompetenzprofile und in der Gesamtschau eine stimmige Zusammensetzung. Es besteht eine klare und gut nachvollziehbare Aufgabenverteilung. CEO Watzke und CFO Thomas Treß haben das Ruder 2005 auf dem Höhepunkt der existenziellen Krise übernommen, den BVB effizient restrukturiert und auf die Erfolgsspur geführt. Seit 2010 verstärkt Carsten Cramer die Geschäftsführung in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

Im Großen und Ganzen scheint die Geschäftsführung die Verwaltungskosten im Griff zu haben. Der Verwaltungsaufwand stieg zuletzt zwar zweistellig an, die Mehrkosten werden aber gut begründet. Durch den angestellten Syndikus und IR-Leiter Dr. Robin Steden werden operative Rechts- und Beratungskosten, teilweise sogar Transferkosten, auf einem niedrigen Niveau gehalten.

Unabhängigkeit. Es gibt keinen einzelnen dominierenden Großaktionär. Zu den bestehenden stimmrechtspflichtigen Aktionären Bernd Geske (8,24 %), Evonik (8,19 %), Signal Iduna (5,98 %), Puma (5,32 %), Ralph Dommermuth (5,03 %) und BV. Borussia 09 e.V. (4,61 %) sind keine ausgeprägten Abhängigkeiten zu erkennen.

Angemessenheit. Der Vorstand legt ein gutes Transparenzniveau an den Tag und der Bestätigungsvermerk ist seit Jahren uneingeschränkt.

Auch der sportliche Erfolg in den letzten Jahren ist sehr positiv. Dennoch wird es nicht geschafft, nachhaltig Gewinne und Free Cashflows zu erwirtschaften. Dementsprechend ist die Aktienkursentwicklung sehr enttäuschend. Der Kurs steht dort, wo er bereits vor über zehn Jahren stand. Die Kapitalallokation muss zukünftig stärker hinterfragt werden.

c) Aufsichtsrat

Fachlichkeit. Der Aufsichtsrat hat keine konkreten Ziele für seine Zusammensetzung benannt, kein Kompetenzprofil für das Gesamtgremium erarbeitet und keine Altersgrenze für Aufsichtsratsmitglieder festgelegt. Wie im nächsten Punkt ausgeführt, ist der Aufsichtsrat sehr politisch und wenig fachlich qualifiziert ausgerichtet. Positiv ist die bei allen gegebene zeitliche Verfügbarkeit.

Unabhängigkeit. Sieben der neun Aufsichtsratsmitglieder sind den genannten stimmrechtspflichtigen Aktionären zuzuordnen. Angesichts eines Streubesitzes von 67 % ist dies deutlich zu viel. Bodo Löttgen als einer der unabhängigen Mitglieder ist zudem pensionierter Politiker mit keinem erkennbaren Bezug zur Führung und Überwachung von börsennotierten Unternehmen. Lediglich Prof. Dr. Pellens ist sowohl als unabhängig als auch für das Aufsichtsratsmandat fachlich qualifiziert anzusehen.

Die sehr politische Ausrichtung hat sich in besonderem Maße auch in der Personalie Bjørn Gulden kristallisiert. Mit Ausscheiden beim Aktionär Puma SE hat dieser mit derselben Begründung auch sofort sein BVB-Aufsichstratsmandat niedergelegt. Es zeigt, dass noch nicht einmal theoretisch das Verständnis für den zwingend persönlich unabhängigen Charakter eines solchen Mandats gegeben ist.

Angemessenheit. Der Aufsichtsratsbericht ist ausführlich und aussagekräftig. Die Vorstandsvergütung ist von ihrem grundsätzlichen Charakter gut konzipiert. In den letzten Jahren wurde jedoch die Festgehaltkomponente stark ausgebaut, um anscheinend die geringen variablen Zahlungen auszugleichen. Dies ist nicht Sinn und Zweck einer erfolgsabhängigen Incentivierung. Auch rein nominal haben die Festgehälter dadurch im SDAX-Quervergleich ein deutlich zu großes Ausmaß angenommen, vor allem die Festvergütung von Watzke in Höhe von 2,4 Mio. Euro.

d) Fazit

 

 

 

 

 

 

Zu den SdK-Abstimmungsverhalten

AV

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