
03 Apr. IONOS Group SE Score 04/2024
Corporate-Governance-Score
Die Analyse der Unternehmensführung ist eng orientiert an den Abstimmungsrichtlinien der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, eine der größten Aktionärsvereinigungen in Deutschland. Bewertet wird die Fachlichkeit, Unabhängigkeit und Angemessenheit von Vorstand, Aufsichtsrat & Statut. Ausgehend von 24 Punkten gibt es je Mängel einen Punkt Abzug. Daraus ergibt sich folgendes Punktesystem:
a) Statuten
Unter Statuten werden strukturelle Aspekte bewertet, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und bei denen das Mana-gement nur mittels HV-Beschlussvorschlag auf eine Veränderung hinwirken kann.
Als ein im SDAX gelistetes Unternehmen mit nur einer Aktiengattung, einem dualistischen Führungssystem sowie keinen Sonderrechten für einzelne Aktionäre erfüllt IONOS die meisten Kriterien. Einen Punkt Abzug gibt es für die Rechtsform der SE, bei der das Missbrauchs-potenzial höher als wie bei der klassischen AG ist, bspw. durch die
gegebenen Wahlmöglichkeiten bei Firmensitz und Führungssystem.
b) Vorstand
Fachlichkeit. Der Vorstand ist mit CEO Achim Weiß, CFO Britta Schmidt und COO Dr. Jens Reich kompetent besetzt, die Verantwortlichkeiten klar verteilt. Auch die zweite Managementebene wird transparent ausgewiesen und passt in das Gesamtbild.
Die Verwaltungskosten erhöhten sich unterproportional zu den Gesamtumsätzen von 88 Mio. Euro im Vorjahr (6,8 % von den Gesamtumsätzen) auf 97 Mio. Euro (6,8 % von den Gesamtumsätzen) unter anderem infolge eines gestiegenen Personalaufwands. Gegenläufig entwickelten sich die Rechts- und Beratungskosten von 11,4 auf 7,2 Mio. Euro. Im Vorjahr waren diese durch Aufwendungen für externe Beratungsleistungen im Rahmen der IPO-Vorbereitungen geprägt. Im Großen und Ganzen scheint der Vorstand die Kosten gut im Griff zu haben.
Unabhängigkeit. Es sind mit Blick auf die Vorstandsmitglieder keine Abhängigkeiten bekannt. Die Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen und Personen sind hingegen noch zu voluminös. Bei der Verselbständigung und Entflechtung vom United Internet-Konzern hat der Vorstand noch Hausaufgaben zu erledigen.
Angemessenheit. Die erste Berichterstattung ist, wenngleich ausbaufähig, auf einem akzeptablen Niveau. Eine Dividendenfähigkeit ist noch nicht gegeben. Das Testat des Abschlussprüfers wurde uneingeschränkt erteilt.
c) Aufsichtsrat
Fachlichkeit. Die Kompetenzprofile der einzelnen Aufsichtsrats-mitglieder ergänzen sich gut, wenngleich aktien- und aufsichts-rechtliche Expertise recht dünn vertreten ist. Darauf gilt es in Zukunft ein Auge zu haben. Sowohl beim Aufsichtsratsvorsitzenden Ralph Dommermuth als auch beim Aufsichtsratsmitglied Kurt Dobitsch liegen Ämterüberhäufungen vor.
Unabhängigkeit. Der Aufsichtsrat ist fast ausschließlich mit alten United Internet-Weggefährten besetzt. Ausnahme davon ist lediglich René Obermann als Geschäftsführer von Warbus Pincus und Vanessa Stützle, die als einziges Mitglied vollkommen als unabhängig eingestuft werden kann. Zwar liegt der Streubesitz formal auch nicht höher als
15 %, grundsätzlich sind aber mindestens zwei unabhängige Aufsichtsratsmitglieder in einem SDAX-Aufsichtsrat zu erwarten.
Wie auch beim Vorstand wird gleichermaßen beim Aufsichtsrat die noch zu große Abhängigkeit vom United Internet-Konzern negativ berücksichtigt.
Die die Unabhängigkeit vom Abschlussprüfer PwC einschränkende Faktoren sind nicht bekannt. PwC prüft das erste Jahr die Berichte und hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ausschließlich Prüfungsleistungen erbracht.
Angemessenheit. Der Bericht des Aufsichtsrats ist ausführlich und aussagekräftig.
Die Struktur des Vergütungssystems für den Vorstand ist in den Grundzügen stimmig konzipiert, aber die mögliche Vergütung des CEO ist nicht akzeptabel. CEO Weiß kann aus dem langfristigen Incentive Programm innerhalb von mehreren Jahren bis zu 80 Mio. Euro verdienen. Die Basis ist eine Verdopplung des Aktienkurses (Basis IPO Preis 18,50 Euro) und dagegen ist nichts einzuwenden. Allerdings ist die absolute Höhe in keiner Weise angemessen. In der Begründung heißt es, „Achim Weiß… den Grundstein für die Ionos Gruppe in der heutigen Form gelegt hat… und darüber hinaus besitzt … unvergleichliches know-how “. Die historischen Dienste sind sicher zu würdigen, hätten jedoch von den Alt-Aktionären vor dem IPO vergütet werden müssen (schlägt sich immerhin auch im IPO Preis nieder) und dürfen nicht den neuen Aktionären auferlegt werden. Für sein Know-how, das in keinster Weise in Frage gestellt werden soll, sind aber 80 Mio. Euro, speziell auch im Verhältnis der Größe des Unternehmens, nicht nachvollziehbar.
Beim Aufsichtsrat erhalten lediglich die Mitglieder Stützle, Borgas-Herold und Dobitsch moderate Bezüge.
d) Fazit
Zu den SdK-Abstimmungsverhalten